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Iakov Khesin: Was man über Ikonen wissen sollte. Über Sinn und Bedeutung von Heiligenbildern.

Die Ikone ist ein Schatz, der den Westen mit dem Osten verbindet, weil sie ihren Anfang in der noch ungetrennten Kirche genommen hat. (Romano Scalfi)


Bei Ikonen (vom griechischen εἰκών, eikón „Abbild“) handelt es sich um religiöse, kirchlich geweihte Bilder. Neben der Heiligen Schrift und der Heiligen Überlieferung gehören die Ikonen zu den tradierten Quellen christlicher Spiritualität: Schon in der Alten Kirche war ihre Verehrung weit verbreitet. Nach kirchlicher Überlieferung wurden die ersten Marien- und Christusikonen vom heiligen Apostel und Evangelisten Lukas gemalt.

Wenn wir von Ikonen sprechen meinen wir nicht nur die überwiegend auf Holz gemalten Ikonen, sondern auch solche die als Mosaiken, Fresken, Flachreliefs und Buchminiaturen gefertigt worden sind.


Auf der Suche nach der wahren Schönheit

Für die Menschen von heute, deren Kunstwahrnehmung vor allem anhand von Meisterwerken der Renaissance und der Neuzeit geschult wird, mag die Ikonenmalerei merkwürdig, ja gar fremd erscheinen. Zur Kunst des Mittelalters findet man aber leichter einen Zugang, wenn man das Hauptanliegen jener Zeit kennt.



Die Suche nach wahrer Schönheit ist der wesentliche Inhalt der mittelalterlichen Kunst. Keine andere Definition trifft ihren Kern genauer. Aber was ist die „Schönheit“ und was bedeutet hier „wahr“?

„Der Mensch weiß das Schöne grundsätzlich wertzuschätzen. Er braucht die Schönheit und sucht nach ihr. Die gesamte menschliche Kultur ist von der Suche nach Schönheit geprägt. Auch die Bibel bezeugt, dass die Schönheit seit Anbeginn der Welt existierte und dass der Mensch ihr ursprünglich teilhaftig war. Die Vertreibung aus dem Paradies ist ein Sinnbild für den Verlust von Schönheit und Wahrheit. Nun sucht der Mensch sie wiederzuerlangen.“ (I. Jasikowa. Theologie der Ikone)

Die frühkirchliche Kunst fängt diese ersehnte Schönheit eindrucksvoll ein. Sie wird zu einem augenscheinlichen Zeugnis des Glaubens, der Liebe und der Opferbereitschaft. In dieser Kunst wird der Glaube nicht nur verkündet, sondern vollzogen. Hier manifestiert sich die Liebe und die Botschaft des Evangeliums wird mit Farben und Linien festgehalten.

Es genügt nicht nur auf die visuelle Schönheit einer Ikone zu achten. Die kirchliche Kunst zeichnet sich durch ein völlig anderes ästhetisches Verständnis aus: Die Schönheit des Geistes steht über der Schönheit der Materie. Das Ziel des gelebten Christentums ist es, Gott - der Urquelle der Schönheit – nahe zu sein und ihn in der Auferstehung zu erfahren

Gemalte Glaubensbekenntnisse

In den ersten Jahrhunderten neuer Zeitrechnung orientieren sich christliche Künstler noch an der spätantiken Maltradition, entwickelten jedoch zugleich eine spezifische symbolische Sprache. Diese Symbole waren den Christen der ersten Generationen wohl verständlich: Weinreben, Lamm, der gute Hirte oder der Fisch als Zeichen des Heilandes.

Die Fresken in den römischen Katakomben sind die ältesten Zeugnisse frühchristlicher Kunst. Die ältesten noch existierenden Ikonen stammen aus dem VI. Jahrhundert und befinden sich in einigen Kirchen in Rom und im Katharinenkloster im Sinai.

Die Schönheit der Gottesdienste, insbesondere der der Ostkirche, in der die Ikone einen zentralen Stellenwert einnimmt, sind untrennbar mit der Heiligen Schrift, der Heiligen Überlieferung und mit dem liturgischen Leben der alten Apostolischen Kirche verbunden. Und so lässt sich die Göttliche Liturgie in ihrer Gesamtheit als eine mündliche Christusikone bezeichnen. Eine Ikone des Erlösers, der zweiten Person der Trinität, ist ihrerseits eine wortlose Verkündigung des Evangeliums.

Nicht umsonst werden die Ikonen „Theologie in Farbe“ genannt. Die Einheit des Wortes und des Bildes schafft gewissermaßen das Fundament der Kirche, von dem auch ihr allumfassender Charakter herrührt. Seit den frühesten Anfängen sieht die Kirche in der Ikone mehr als nur eine der Ausprägungen der Frömmigkeit, sondern den Ausdruck des christlichen Glaubens und der Lehre schlechthin.

Die Verehrung der Ikonen des Erlösers, der Gottesmutter, der Engel und der Heiligen ist ein Glaubenssatz, der 787 n. Chr. beim VII. Ökumenischen Konzil formuliert wurde. Dieser Glaubenssatz stützt sich auf das grundlegende und bedeutendste Bekenntnis der Urkirche zur Menschwerdung des Gottessohnes. Eine Christusikone ist also vor allem das Zeugnis dessen, dass Gott in Jesus Christus wahrhaftig Fleisch wurde.

In Abgrenzung zum Götterglauben

Der Weg der frühen Kirche zu ihrer Glaubenshaltung war nicht einfach. Er war vom Kampf gegen zahlreiche Häresien und das Heidentum gekennzeichnet und wurde von innerkirchlichen Debatten, Unsicherheiten und theologischer Polemik begleitet. Schwierigkeiten bei Annahme und Bejahung von Ikonen gab es auch im Zusammenhang mit dem alttestamentarischen Bilderverbot. Darüber schreibt Leonid Uspenski in seinem Buch „Theologie der Ikone in der orthodoxen Kirche“ (L. Ouspensky. La théologie de l'icône dans l'Eglise orthodoxe, Paris, 1980):

„Manche Christen, vor allem diejenigen, die aus dem Judentum gekommen waren, beriefen sich auf das Bilderverbot im Alten Testament und hielten seine Aufhebung im Christentum für unmöglich. Das umso mehr, weil christliche Gemeinden vollständig von Heiden mit ihrem Götzendienst umgeben waren. In Erinnerung an die verheerenden Erfahrungen mit dem Heidentum, versuchten diese Christen, die Kirche vor der Ansteckung der Abgötterei zu schützen, die sich durch die Kunst hätte einschleichen können.“ In der jüdischen und griechisch-römischen Welt stellte die Menschwerdung Gottes auf jeden Fall eine Zumutung dar. „Für die erste war sie eine Versuchung, für die zweite ein Wahnwitz“, so Uspenski und fährt fort: „Deshalb war ihre Abbildung ebenfalls eine Versuchung und ein Wahnwitz. Aber dies war genau die Welt, an die sich die Verkündung Christi richtete.“

Das Mysterium und Unergründlichkeit der Menschwerdung forderte von der frühchristlichen Kirche die Vermittlung in einer Sprache, die für Proselyten geeigneter als das reale Bild war. Daher finden wir eine solche Fülle von Symbolen in den ersten christlichen Jahrhunderten vor. Das war nach dem von Paulus gebrauchten Bild „flüssige Nahrung“ der Anfänger. Das Ikonenbild ist dagegen langsam und recht mühevoll in das menschliche Bewusstsein und in die Kunst vorgedrungen.

Auflösung des biblischen Bilderverbotes

Trotz einigen Widerstands bestand die richtungsbestimmende Linie der Kirche in der Bestärkung der Bilder. Übrigens, an der Wiege des christlichen Bildes steht keineswegs das heidnische Idol, sondern das Fehlen konkreter Darstellungen im Judentum, so wie die Kirche selbst nicht von der heidnischen Welt abstammt, sondern aus dem alten Israel hervorgeht.

Für die Kirche ist es offensichtlich, dass das Bilderverbot, das in der Heiligen Schrift im 2. und 5. Buch Mose (Ex 20, 4 und Dtn 5, 8) ausgesprochen wird, nicht grundsätzlich ist. Es ist vielmehr als eine temporäre, didaktische Maßnahme zu verstehen, die sich nur auf das Alte Testament bezieht.

Der hl. Johannes von Damaskus erläutert den Sinn des biblischen Bilderverbotes, indem er alttestamentarische und evangelische Texte vergleicht und daraus folgert, dass christliche Darstellungen nicht im Widerspruch zum Alten Testament stehen, sondern vielmehr seine direkte Erfüllung sind. In seinen „Drei Reden gegen die Verleumder der heiligen Bilder“ setzt er den Ikonoklasten entgegen, dass im Alten Testament Gott seinem Volk durch die Stimme und durch das Wort mitteile, sich jedoch stets unsichtbar bliebe.

In der Bibel wird mehrmals betont, dass Gott unsichtbar ist: Weder das Volk Israels, noch Moses selbst konnten eine Gottesgestalt sehen, sie hörten aber seine Stimme und hielten seine Worte fest. Wie will man auch etwas Unsichtbares, Körperloses, Etwas ohne Form, Größe und Farbe darstellen können?

Sehende Augen

„In alter Zeit wurde Gott, der keinen Körper und keine Gestalt besitzt, bildlich überhaupt nicht dargestellt. Jetzt aber, da Gott im Fleische sichtbar wurde und mit den Menschen umging, kann ich das an Gott sichtbare Bild darstellen“, heißt es in der ersten „Rede“ von Johannes von Damaskus. Der ultimative Beweis für die Legitimität christlicher Ikonen ist also die Inkarnation Gottes: "Weil Gott unsichtbar ist, mach dir kein Bild von ihm. Aber da du sehen kannst, dass der Körperlose einen menschlichen Leib angenommen hat, mache ein Bild der menschlichen Gestalt. Wenn der Unsichtbare im Fleisch sichtbar wird, male das Abbild des Unsichtbaren, […] male auf den Tafeln und stelle zur Betrachtung die jungfräuliche Geburt, die Taufe im Jordan und die Verklärung auf dem Berg Tabor aus, […] male alles mit Wort und mit Farbe, in Büchern und auf Tafeln."

Die Worte Christi „Selig aber sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören“ (Mt 13, 16) verweisen deutlich auf etwas noch nie Dagewesenes. Gemeint ist die Verwirklichung der alttestamentarischen Offenbarungen von der Menschwerdung Gottes, der nun für seine Jünger, an die Christus diese Worte richtete, mit allen ihren Sinnen erfahrbar ist. Der hl. Evangelist Johannes bekundet das gleich zu Beginn seines ersten Briefes: „Das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsern Augen, das wir beschaut haben und unsre Hände betastet haben, das Wort des Lebens“ (1 Joh 1, 1).

Im Neuen Testament sind das Wort und das Bild untrennbar miteinander verbunden, weswegen die Kirchenväter und Konzile stets den Psalmvers „Wie wir gehört hatten, also haben wir es gesehen“ (Ps 48, 8) anführen, wenn sie über die Bilder sprechen. Durch die Bücher werden Worte Christi gehört, durch die Ikonen betrachtet man seine körperliche Erscheinung und – wie Johannes von Damaskus es ausdrückt – „steigt dabei zur Betrachtung der Herrlichkeit seiner Göttlichkeit empor“.

Theologische Streitfragen

Das VII. Ökumenische Konzil erklärte, dass die Tradition, gemalte Darstellungen anzufertigen, schon zur Zeit der apostolischen Verkündigung existierte und trotz alttestamentarischer Verbote und entgegen einigem Widerstand als etwas Selbstverständliches galt.

Viele Jahrhunderte lang haben sich die Kirchenväter darum bemüht, die sakralen Darstellungen vor der Verweltlichung zu schützen. Aber so wie die geistige Auseinandersetzung im religiösen Bereich nicht immer dem Anspruch der wahren Theologie genügte, befand sich auch die Kunst nicht immer auf der Höhe der wahren Ikonenmalerei. Aus diesem Grund kann nicht jede Ikone, wie alt und schön sie auch sein mag, als absolutes Richtmaß gelten. Das gilt insbesondere dann, wenn sie in einer Zeit entstanden ist, als Theologie und das Kirchenleben eher vom Verfall gezeichnet waren.

Anders ausgedrückt, genau wie das Wort kann auch ein Bild die Kirchenlehre verzerren. Aus diesem Grund hat die Kirche stets nicht nur für die Qualität und Schönheit sakraler Kunst gekämpft, sondern vor allem für ihre Wahrhaftigkeit. Eine Ikone ist ein in der Bildsprache verfasstes Gebet und ist grundsätzlich für die vor ihr betenden Gläubigen gedacht. Daher lässt sie sich auch am besten durch ein Gebet ergründen.

Nach den Kirchenregeln werden die auf den Ikonen dargestellten Antlitze mit Aufschriften versehen, sodass sie einen Namen erhalten. Dadurch wird die Ikone an die dargestellte Figur verwiesen und schließt fortan eine Anbetung als Gegenstand aus. Vielmehr geht sie auf ihr Urbild zurück und wird an seiner Gnadenfülle teilhaftig.

Daran wird man im Gottesdienst ständig erinnert: An den Feiertagen, die den verschiedenen Ikonen gewidmet sind, und ganz besonders während des liturgischen Festes der Orthodoxie zu Beginn der Fastenzeit wird in den Gebeten und Hymnen der Sinn der Ikonen aufgezeigt.

Die Raumzeit der umgekehrten Perspektive

Wenn man über den Inhalt der Ikonen spricht, können die Fragen der Form, über die diese Inhalte vermittelt werden, nicht unberücksichtigt bleiben. Zu den wichtigsten Merkmalen einer Ikonendarstellung gehört die Gestaltung des Raumes mithilfe der sog. umgekehrten Perspektive.

Ein realistischer Maler sieht in der Fläche der Leinwand potentielle Tiefe, die er mit verschiedenen Techniken herzustellen versucht, sodass der Betrachter daran quasi glaubt. Er bedient sich der Zentralperspektive und schafft eine Illusion des dreidimensionalen Raums auf einer zweidimensionalen Fläche.

Der Ikonenmaler denkt und gestaltet ganz anders. Ganz bewusst wird die Zweidimensionalität der Tafel mit der zweidimensionalen Darstellung noch hervorgehoben. Die Bildsprache einer Ikone ist keine „Illusion der Wirklichkeit“, sondern Realität des Symbols. Die Ikone macht dem Betrachter nichts vor: Man erkennt hier mühelos eine bemalte Tafel und sieht die Darstellung eines Heiligen und nicht den Heiligen selbst. Es ist somit keine Illusion. Dem Maler geht es um den Prototyp, der mit dem Bild eine Einheit bilden soll.

Genau genommen ist der Ikonenraum zwar zweidimensional, aber nicht völlig, denn er ist auch sphärisch. Beim Betrachten byzantinischer und russischer Ikonen staunt man über intuitives Wissen und die Weisheit alter Meister, die in klaren Linien und wenigen Farben ein Raum-Zeit-Kontinuum schufen, in dem sich Illusion und Realität, Äußeres und Inneres, Materielles und Geistiges ein scheinbar „unmögliches“ Ganzes bilden.

Denn auch die Zeit wird in der Ikone auf eine ganz spezielle Art und Weise festgehalten: Die Zeit in ihrer Dauer existiert im herkömmlichen Sinne hier nicht. Betont wird das Zeitlose, das Ewige. Alle Ereignisse, die fernen und die nahen, finden in der Ikone gleichzeitig statt und werden in einem einmütigen Zusammenklang wiedergegeben. Raum und Zeit fügen sich zu einer neuen visuellen Realität zusammen, deren Andersartigkeit ihre metaphysische Beschaffenheit verrät.

Bei der Umgekehrten Perspektive liegt der Fluchtpunkt und damit das inhaltliche und kompositorische Zentrum der Ikone nicht in der „Tiefe“ der Bildfläche wie in einer konventionellen Darstellung, sondern unmittelbar bei der Person, die die Ikone „von Angesicht zu Angesicht“ betrachtet. Auf diese Weise wird illustriert oder vielmehr augenscheinlich weitergeführt, wie die vollkommene himmlische Welt in die irdische ausströmt. Die himmlische Welt ist erfüllt von der Gegenwart des Schöpfers, es ist das Sein Gottes.

Brücke in die geistige Welt

„Das Wesen der Schönheit liegt nicht im Wirken, sondern im Sein“, sagte einst Rilke. Diese Zeile erschließt sich einem beim Betrachten spezifischer stilistischer Unterschiede zwischen einer Ikone und etwa einem Gemälde. Das Sein der Ikone und das Darstellerische des Gemäldes beruhen auf zwei unterschiedlichen Grundlagen für die Schaffung eines künstlerischen Bildes und unterschiedlichen Schönheitskonzepten.

Während ein Gemälde uns das Wirken der Schönheit in der Welt zeigt, ist eine Ikonendarstellung die Verkörperung der Schönheit und symbolisiert die überirdische Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein Gemälde berichtet über das Wirken, eine Ikone über die Wirklichkeit. Es zeigt uns die Manifestation der Schönheit in der Welt, eine Ikone zeigt die Welt der Schönheit. Mit anderen Worten, das Bild stellt dar, die Ikone offenbart, das Bild erzählt eine Geschichte, die Ikone legt Zeugnis ab.

Ikone schlägt eine Brücke aus der materiellen Welt in die geistige. Der sakrale Inhalt wird in der Ikone durch eine maximale Frontalität betont. Es dominieren die Statik und die Symmetrie.

In der Ikone gibt es keine externe Lichtquelle. Das Licht strömt von den Gesichtern, der Kleidung, den Bergen, den Gemächern aus, es kommt aus dem Inneren. Es ist das Licht der göttlichen Erleuchtung, ein Symbol der Heiligkeit. Feine goldene Strahlen sowie kurze weiße Linien auf den vorstehenden Bereichen der Gewänder und Gesichter symbolisieren das immaterielle Licht, den Abglanz des Taborlichts.

Mit dem inneren Gehalt der Ikone hängen ihre koloristischen, farblichen Eigenschaften zusammen, die wiederum untrennbar mit der Symbolik der Darstellung verbunden sind. Weiß ist die Farbe der Unschuld, der Reinheit, der Heiligkeit, der Herrlichkeit Gottes. Rot symbolisiert das himmlische Feuer, die schöpferische Kraft Gottes, das Leben, die Auferstehung, Tugendtaten der Märtyrer. Blau verkündet die himmlische Wahrheit, symbolisiert die Unsterblichkeit. Grün ist ein Symbol der Blüte, der Hoffnung und der ewigen Erneuerung.

Anders als auf klassischen Gemälden sind Falten der Gewänder nicht weich und fließend. Man sieht strenge graphische Brüche, die mit den weich gezeichneten Antlitzen kontrastieren. Diese Linien der Falten sind nicht chaotisch, sie sind dem gesamten kompositorischen Rhythmus der Ikone unterworfen.

Die Felsstufen der auf den Ikonen dargestellten Berge lassen sie wie Treppen aussehen. Wie die Himmelsleiter Jakobs (Gen 28, 12) oder die Leitersprossen der „Treppe zum Paradies“ des hl. Johannes Klimakos symbolisieren diese kleinen Berge die christlichen Tugendtaten und den geistigen Aufstieg des Menschen und schließlich die Einigung mit seinem Schöpfer.

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Nach Aristoteles beginnt die Erkenntnis mit dem Staunen. Die gnoseologische Natur des aristotelischen Denkens steht der christlichen Gnoseologie nahe, nach der die Erkenntnis Gottes mit dem Staunen über die Schönheit von Gottes Schöpfung beginnt. Über die Schönheit als Synonym für Wahrheit spricht Sergei Awerinzew in seinem Artikel „Schönheit als Heiligkeit“. Ebenda führt er die Worte des Geistlichen und Philosophen Pavel Florenski (1882-1937) an die dieser in seiner Arbeit „Ikonostase“ über die wohl berühmteste russische Ikone schrieb: „Von allen philosophischen Gottesbeweisen am überzeugendsten klingt der, von dem in den Lehrbüchern kein Wort gesagt wird: Es gibt die Dreifaltigkeitsikone von Rubljow, also gibt es Gott‘ Dieser (Beweis) kann als Schlussfolgerung postuliert werden.“


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