Holz als Grundlage, Kreide, Leinengewebe und Tierleim, Gold, Naturmineralien und Pigmente, Eiemulsion, gekochtes Leinöl...– alle diese Arbeitsmaterialen sind hervorragend für Ikonenmalerei geeignet. Der gute Erhaltungszustand der antiken Ikonen ist dafür ein Beweis.
Bis zur heutigen Zeit sind die antiken Schriften und Manuskripte erhalten geblieben. Die ersten Ikonen wurden in der Technik der Enkaustik (Wachstempera) angefertigt, aber ihre größere Blüte erreichte die Ikonenmalerei erst, als sie als Bindemittel Eigelb benutzte, das nach bestimmter Proportion mit ungesüßtem trockenem Wein, Bier oder Kwaß (säuerliches Getränk aus Hefe oder Schwarzbrot und Malz) gemischt wurde.
In der Ikonenmalerei ist alles symbolisch, d.h. mit einem tieferen inneren Sinn gefüllt. Der goldene Hintergrund ist ein Symbol des Himmels und auch Gottes. Dieser Hintergrund an sich stellt nicht das Licht dar, er ist das Licht. Da dieses Material durch Hochwertigkeit und Kostbarkeit ausgezeichnet ist, verwendet man für die Herstellung der Farben Mineralien, die durch ihre glasige Struktur sowohl auf materieller Ebene als auch vom Symbolgehalt der Tiefe und Ausstrahlung des Goldes gerecht werden.
Die Mineralien (Zinnober, Lapislazuli, Malachit usw.), werden in verschiedenen Verhältnis mit den Erdpigmenten und dem Bindemittel (dem Ei) verbunden. Der Ikonenmaler zerreibt mit dem Mörser genau wie in der Antike die Farben. In der Ikonenmalerei verwendet man zwei bis fünfzehn sehr dünne Lasierungen von verschiedenen Farben und erreicht so den gewünschten Farbton. Die anspruchsvolle Struktur der Farbschicht in ihren verschiedenen Teilen und Unterschichten ermöglicht durch Lichtreflektion, Lichtbrechung und Lichtabsorbtion das Entstehen von unglaublich schönen und tiefen Farbtönen...
Die fertigen Fabrikfarben sind für die Ikonenmalerei wegen ihrer Struktur nicht geeignet.
Sie "versinken" in dem goldenen Hintergrund der Ikonen und werden zu lebloser
Imitation.
Die Lehre über die Technik der Ikonenmalerei vermittelt die innere Bedeutung der Ikone. Allerdings muss man klar differenzieren, dass die Technik kein primäres Ziel ist, sondern nur ein Mittel... Die Bedeutung der Ikone angefangen vom religiösen Verstehen bis hin zur Technik kann man kurz als Frohe Botschaft an die Welt und als ein "Fenster in die Ewigkeit" definieren.
Das Anschauen der Ikone ist vor allem ein meditativer Vorgang oder besser: ein Akt des Gebetes, wo das Verstehen der Bedeutung von Schönheit zum Verstehen Schönheit der Bedeutung führt.
Das Anschauen der Ikone ist kein Akt der ästhetischen Betrachtung. Die Ikonenmalerei war nie Kunst um der Kunst willen ("l`art pour l`art"), sondern ein Zeugnis der Kirche und der Gegenwart Gottes.herunterladen
Texte zur Ikonenmalerei - 2: